June 2013

Sam Keller über «seinen» Cattelan

Sam Keller über «seinen» Cattelan Ewa Hess | 10. Juni 2013 – 10:40 «Stecken sie in der Wand fest oder wollen sie mit dem Kopf hindurch?» antwortet mir Sam Keller mit einer Frage nach seiner Interpretation des neuen Kunstwerks von Maurizio Cattelan, das er in der Fondation Beyeler ausstellt. Als ich ihn treffe einige Tage vor dem Beginn der Art Basel, eilt der wundersame Fundation-Beyeler-Chef und Art-Basel-Präsidentdurch die Räume seines Museums in Riehen. Als sich zuhinterst die Pferdeskulptur von Maurizio Cattelan offenbart, leuchten seine Augen auf. Mit 46 Jahren ist der Direktor der Fondation Beyeler und Präsident der Art Basel eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der internationalen Kunstwelt. Sechs Jahre unter der Leitung des von Ernst Beyeler persönlich ausgewählten quirligen Chefs verwandelten die edle Fondation in ein pulsierendes Weltmuseum. Zur Eröffnung der Art Basel bietet Keller eine Sensation an: Ein neues Werk des Kunststars Maurizio Cattelan, dessen Ankündigung, sich von der Kunst zurückzuziehen, für Schlagzeilen gesorgt hat. Sam Keller, war es schwierig, Maurizio Cattelan zu überzeugen, trotz seinem Rückzug doch in der Fondation Beyeler auszustellen? Nein, eigentlich nicht. Wir arbeiten ja schon vor seiner Retrospektive im Guggenheim daran. Als ich von seinen Rückzugsplänen erfuhr, war ich verunsichert. Doch noch an der Eröffnung in New York sagte mir der Künstler, dass er unser Projekt weiterhin verwirklichen möchte. Im Vorfeld der Ausstellung ist spekuliert worden, was genau in der Fondation Beyeler gezeigt wird. War es von Anfang an klar, dass es die fünffache Pferdeskulptur sein wird? Nein, zunächst war das Projekt klein angedacht. Danach gab es verschiedene Phasen, und tatsächlich war eins der möglichen Projekte die schwere Skulptur, über die spekuliert wurde. Wir haben Abklärungen getroffen, wie wir diese ins Museum reinkriegen, die dann publik wurden. Doch dann hatte Cattelan den Geistesblitz mit den Pferden. Was steht hinter der Idee? Eine der berühmtesten Arbeiten von Cattelan ist sein Pferd. Seine Idee war es, alle fünf Versionen dieser Arbeit von 2007 erstmals zusammenzubringen und als neue Werkgruppe zu zeigen. In Cattelans Werk spielen ausgestopfte Tiere eine wichtige Rolle: Tauben, Eichhörnchen, Esel oder Elefant. Und Pferde, auf die wir menschliche Eigenschaften projizieren. Hat diese Skulptur auch Provokation vorprogrammiert? Diese gehört bei Cattelan dazu, allerdings mit Tiefsinn. Seine Werke sind verführerisch und verstörend zugleich. Wie in Träumen. Gerade diese surreale Qualität macht die Stärke seiner Kunst aus. Sie stellt mehr Fragen, als dass sie Antworten gibt. Welche Fragen konkret? Wer sind diese Kreaturen, und warum haben sie den Kopf verloren? Stecken sie in der Wand fest oder wollen sie mit dem Kopf hindurch? Wollen sie fliehen oder in einen anderen Raum vordringen? Wird sich Cattelan tatsächlich von der Kunst zurückziehen? Maurizio Cattelan ist ein wahrer Künstler – einer der interessantesten unserer Zeit. Und man kann das Künstlersein nicht einfach so abstellen. Warum will er überhaupt aufhören? Er hat mir mal erklärt, dass er diese Entscheidung während der Vorbereitung seiner Retrospektive getroffen hat. Eine Schau sämtlicher Werke ist immer eine Art Bilanz, also auch ein Abschluss. Und wenn ein Künstler so berühmt und erfolgreich ist wie Cattelan, werden auch sehr viele Anfragen, Verpflichtungen an ihn herangetragen. Zu sagen: «ich höre auf» war also auch ein Befreiungsschlag und Neubeginn. Am Montag beginnt die Kunstmesse Art Basel, und in der Fondation Beyeler ist auch allerlei los – sehnen Sie in solchen Wochen auch eine Befreiung von Stress herbei? Nein, denn es macht Freude, Ausstellungen vorzubereiten, und es ist sinnvoll, sein Museum im besten Licht zu präsentieren, wenn die internationale Kunstwelt nach Basel kommt. Ich freue mich! Als Verwaltungsrats- präsident der Art Basel – wie zufrieden sind Sie mit der Premiere der Messe in Hongkong? Ich bin begeistert! Es war ein grosser Erfolg, grösser als erwartet. Vergleichbar mit der Premiere in Miami? Ja, absolut. Obwohl mit Miami und Hongkong ist es für die Art Basel ein bisschen wie mit dem ersten und zweiten Kind. Beim ersten ist alles noch neu, beim zweiten weiss man schon etwas besser, was einen erwartet. Ich bin glücklich für die Eltern, Marc Spiegler und Annette Schönholzer, dass ihr Kind so einen guten Start hatte. Wie muss man sich eigentlich Ihre Funktion bei der Messe vorstellen? Geben Sie dem Leitungsteam auch Ratschläge? Nein, das brauchen meine Nachfolger nach so vielen Jahren nicht. Sie machen einen super Job. In dem Gremium, in dem ich bin, geht es mehr um strategische und konzeptuelle Fragen. Die Fondation Beyeler wächst durch Geschenke und Kooperationen, etwa mit der Stiftung Daros oder mit dem Galeristen Bruno Bischofberger. Ist das ein neuer, expansiver Kurs? Die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Sammlungen war immer ein Anliegen von Ernst und Hildy Beyeler. Wir intensivieren diese, wobei wir jetzt auch die Möglichkeit haben, mit weltbesten Museen zu kooperieren: mit der Tate Modern in London, dem Stedelijk in Amsterdam, der Albertina in Wien oder dem Guggenheim in New York. Mit der Daros Collection ist es eine langfristige Partnerschaft, mit der Sammlung Bischofberger eine Premiere. Sie zeigen eine neue Sammlungspräsentation, haben mehrere neue Ausstellungen im Haus, präsentieren Skulpturen von Thomas Schütte in Zürich – und dann veranstalten Sie noch ein Konzert von Element of Crime? Auch das war ein Anliegen des Gründerpaars, dass die Vermittlung der Kunst an möglichst breite Schichten und neue Generationen im Zentrum aller Bemühungen steht. Hat Element of Crime überhaupt einen Bezug zu Kunst? Klar! Wir haben die Mitglieder dieser populären Rockband gerade von der Art Basel her gekannt. Sie sind mit Künstlern befreundet und leben mit Kunst, jeder auf seine Weise. Wir werden ihre private Sammlungen nun parallel zum Konzert im Sarasin Park in der dortigen Orangerie ausstellen. Werden Sie an der Messe Ankäufe machen? Ja, die Fondation wächst auch in dieser Hinsicht. Letztes Jahr haben wir an der Art Basel mehrere wichtige Werke erworben: beispielsweise Skulpturen von Lucio Fontana oder Louise Bourgeois. Wie gross ist Ihr Ankaufsetat? Den kommunizieren wir nicht. Aber selbst Millionen sind heute oft nicht genug, wenn man auf dem Qualitätsniveau, welches die Sammlung Beyeler vorgibt, kaufen möchte. © SonntagsZeitung; 09.06.2013; Seite 41 Inmitten des Basler Kunst- Tornados bietet die Fondation Beyeler Exquisites. Jetzt gehts los, und wenn

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Die Rache des Raubvogels

Die Rache des Raubvogels Ewa Hess | 7. Juni 2013 – 11:04 Kunst mit aggressivem Potenzial gehört zu den Höhepunkten an der Biennale Venedig. Prinz Harry, dem königlichen Schlingel, verdankt die Biennale ihre Flügel. Denn er war es wahrscheinlich, der im Oktober 2007 ein Pärchen geschützter Greifvögel bei einem Jagdabenteuer in Norfolk vom Himmel schoss. Die Affäre fand kein juristisches Nachspiel, doch die Rache des Raubvogels bleibt nicht aus. Und gerät zum Highlight der diesjährigen Venedig-Kunstschau. Der Künstler Jeremy Deller, 47, inszeniert den englischen Pavillon als eine Bilderschau mit aggressiven sozialen Untertönen. Sein Rachevogel-Fresko wirkt befreiend: Der Artgenosse der getöteten Kornweihen (Circus cyaneus) hat sich auf der nächstbesten Autobahn einen Offroader gekrallt. Ob der frevelhafte Prinz drinsitzt, ist unerheblich, denn mit der Comic-artigen Aktion ist vor allem der Ton gesetzt: begeisternd, unkompliziert, gesellschaftlich relevant – so etwas wie die dunkle Seite von Danny Boyles Londoner Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele 2012. Mit Dellers sozialer Skulptur (im nächsten Saal kommt der russische Oligarch Roman Abramowitsch an die Kasse) wird eine Biennale aufgewertet, die an ihren Eröffnungstagen nicht nur trist in kalten Regengüssen ersäuft, sondern auch seltsam kraftlos daherkommt. Mit einer gut gemeinten, aber blassen Hauptausstellung und vielen Pavillons, die sich als politisch korrekte Musterschüler zu etablieren versuchen. Die Deutschen und die Franzosen tauschen etwa ihre Pavillons, wie um Merkel-Hollande-Differenzen auf künstlerischer Ebene wieder wettzumachen. Dabei werden die beiden Länderauftritte sowieso von Fremden bestritten. Die Franzosen haben mit dem Videokünstler Anri Sala einen gebürtigen Albaner verpflichtet; die Deutschen durften mit Ai Weiwei den Superstar der Kunstszene als ihren Mann ins Rennen schicken. Gegenüber diesem politischen Pathos ist man froh um die Eleganz im Schweizer Pavillon. Die Installation des Walliser Künstlers Valentin Carron, 36, besticht durch ihre perfekte Zurückhaltung. Die Werke fügen sich scheinbar widerstandslos in die wohlproportionierten Säle des von Bruno Giacometti 1952 erbauten Pavillons. Eine metallene Schlange windet sich durch die Säle hindurch, schleicht durch die Tür nach draussen, auf einen kleinen Patio, wo, wie vergessen, ein altes Töffli der Marke Ciao steht. Bronzene Trompeten, wie ferne Echos einer Blasmusik, verschmelzen fast mit dem dunklen Gemäuer. Die Installation entfaltet dennoch einen subversiven Charme, der wie ein Hauch von Parfüm einen in die lauteren Ausstellungshäuser begleitet. Etwa in das benachbarte russische, wo der Moskauer Konzeptualist Vadim Zakharov unter der Leitung des deutschen Kurators Udo Kittelmann in einer plakativen Aktion einen Goldmünzenregen runterrieseln lässt. Das soll wohl Konsumkritik sein, bleibt aber eine hohle Geste. Nicht so Ai Weiweis Skulptur im vertauschten deutschen Pavillon – die ist stark. Antike Hocker aus dem Handwerksland China fliegen durch die Luft, türmen sich, schön wie ein Spinnennetz – und ebenso trügerisch. Das Werk soll an die im Wirtschaftswunderland China verloren gehende Tradition erinnern. Noch stärker ist allerdings ein anderes Werk Ai Weiweis in Venedig. Das hat er nicht den Deutschen ausgeliehen, sondern in einer Kirche in der Stadt inszenieren lassen. (Er selber ist immer noch mit einem Ausreiseverbot belegt, nur seine alte Mutter konnte zur Eröffnung nach Italien kommen.) In den sakralen Räumen der Kirche Sant’Antonin stehen nun Boxen, in welchen Szenen aus Ai Weiweis Gefangenschaft dargestellt werden: wie er schläft, duscht oder verhört wird, immer unter wachsamem Auge der uniformierten Schergen. Ai Weiwei, dessen neuste Fotos einen nachdenklichen Mann mit ergrautem Bart zeigen, ist damit in Venedig unübersehbar, auf der Höhe seines Könnens. Doch noch ein Bartträger schwebt inspirierend über der Lagunenstadt und will aus den Köpfen nicht weichen: der 2005 verstorbene Schweizer Ausstellungsmacher Harald Szeemann. Nicht nur zeigt die Fondazione Prada in der Stadt eine 1:1-Rekonstruktion von Szeemanns berühmter 1969er-Schau «When Attitudes Become Form» aus der Kunsthalle Bern. Auch Massimiliano Gionis Hauptausstellung «Il Palazzo Enciclopedico» steht tief in seiner Schuld: Viele der Outsider, welche Gioni nun der Kunstwelt als Rettung aus der Umarmung des Markts präsentiert, wären ohne Szeemann verloren gegangen. Gionis Ausstellung führt Szeemanns Gedanken allerdings weiter. Sie postuliert, dass es in der Kunst kein Aussen und kein Innen gibt und dass neben den Pendlerinnen wie Emma Kunz und den Spiritisten wie Aleister Crowley auch Philosophen wie Roger Callois oder Psychologen wie C. G. Jung ihren Platz im Kunstpantheon beanspruchen sollen. Anders als seinem Schweizer Mentor gelingt es Gioni nicht ganz, die explosive Kraft, welche er sucht, in spannende Ausstellungsräume umzumünzen. Zwar gibt es sowohl im zentralen Pavillon der Giardini wie auch im Arsenale, den beiden Austragungsorten der Ausstellung, interessante Durchblicke und starke Momente (etwa die Installation des vietnamesischen Künstlers Danh Vo), doch am Ende bleibt der Eindruck von zu viel des Gleichen. Und zu wenig von ganz Neuem. Immerhin ist es Gioni gelungen, den an die Biennale gestellten Erwartungen ein Schnippchen zu schlagen. Es wird schwierig sein, die Schau dieses Jahr als ein Preis-Justierungsinstrument für die nachfolgende Kunstmesse Art Basel zu gebrauchen. Die Werke von Künstlern, welche Gioni ins Scheinwerferlicht stellt, sind nämlich oft gar nicht auf dem Markt, sie gehören bereits öffentlichen Archiven und Museen. Gemeinsam mit den politisch inspirierten Pavillons der Länder sendet Venedig 2013 damit ein starkes Signal: Die stets noch wachsenden Kunstpreise sollen nicht der einzige Gradmesser ihrer Werte sein. © SonntagsZeitung; 02.06.2013; Seite 37 Weltschau der Kunst an der Lagune Die Kunstbiennale in Venedig (1. 6.– 24. 11.) ist die führende Schau der Gegenwartskunst. Sie findet alle zwei Jahre statt. Die dieses Jahr von Massimiliano Gioni kuratierte Ausstellung «Il Palazzo Enciclopedico» gesellt sich zu den nationalen Länderpavillons, in welchen 88 Nationen vertreten sind . Die Schweiz vertritt der Walliser Valentin Carron. Zu den Begleitveranstaltungen gehört auch der «Salon Suisse» im Palazzo Trevisan degli Ulivi. Darin werden Themenabende wie «Geschichte und Gegenwart» durchgeführt (www.biennials.ch). 10 Länder sind erstmals dabei, darunter auch der Vatikan. About Ewa HessSwiss journalist, Editor Arts @Sonntagszeitung, ZürichView all posts by Ewa Hess » @askewa @PSPresseschau Wunderbares textlein 🍀 thx 4 sharing 08:10:37 PM Mai 30, 2023 von &s in Antwort auf PSPresseschau@GESDA Hackathon 4 the future – Open Quantum Institute in the making. Impressive! https://t.co/hWBdlsEFkd 09:35:19 AM Mai 07, 2023 von &s in Antwort auf GesdaIt’s my #Twitterversary! I have been on Twitter for 13 years, since 26 Nov 2009 (via @twi_age). 01:00:51 AM Dezember

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Massimiliano Gionis Heimspiel

Massimiliano Gionis Heimspiel Ewa Hess | 5. Juni 2013 – 09:41 «Ich wollte mich selber überraschen» verriet mir der Direktor der diesjährigen Biennale, als ich ihn an den Eröffnungstagen sprach. Der netteste Kurator der internationalen Kunstszene zeigte zum ersten Mal seit ich ihn kenne leichte Stressanzeichen – verständlich bei dem Eröffnungs-Händeschüttel-Ansprachen-Interviewmarathon, den ein Biennale-Chef in diesen Tagen absolvieren muss. (Allerdings blieb Bice Curiger in diesen Tagen vor zwei Jahren gewohnt ruhig!). Seine Antworten waren aber genau so präzis und raffiniert wie man sich das von ihm gewohnt ist. Der Italiener Massimiliano Gioni, 39, ist der Glückspilz der internationalen Kunstszene. Was er anfasst, wird gut: grosse Ausstellungen wie diejenige von Urs Fischer im New Museum New York, temporäre Kunstinstallationen für die Fondation Trussardi in Mailand. Beim Treffen in seiner Ausstellung «Il Palazzo Enciclopedico» in den Giardini wirkt der Biennale-Chef gestresst, verdrückt während des Gesprächs ein Sandwich. Doch bald kehrt die gewohnt gute Laune zurück, und Gioni gibt Einblicke in die Hintergründe seines Heimspiels in Venedig. Sie sind der jüngste Biennale-Chef. Betrachtet man aber die Geburtsjahre der Künstler, ist Ihre Ausstellung die älteste. Ein Widerspruch? Nein, das ist nur logisch. Ich gehöre einer Generation an, die mit Computern und Internet mitten in einem gigantischen Archiv aufgewachsen ist. Für uns ist die Vergangenheit nie vorbei und vergessen. Wir haben die Freiheit, unsere Geschichte neu zu schreiben. Für Ihre neue Sicht haben Sie die Schweizer Heilerin Emma Kunz und den Spiritisten Aleister Crowley ausgegraben. Suchen Sie die Esoterik? Nein, die Ausstellung ist keine Abhandlung über den Spiritismus! Mich beeindruckt nicht, dass jemand malt, weil es ihm die Geister befohlen haben. Ich finde aber die Werke, die unter visionären Voraussetzungen entstanden sind, oft wunderschön. Sie entfalten eine ungeheure Intensität. Spielen für Ihre Biennale diese Outsider eine ähnliche Rolle wie die damals noch nicht bekannten Chinesen für Harald Szeemanns Biennale von 1999? Outsider in der Kunst sind nicht meine Erfindung, gerade wenn wir von Szeemann reden. Sie waren immer ein Thema, doch ihre Bedeutung steigt weiter. Das wollte ich deutlich machen. Auch der Titel der Schau ist von einem Fantasten geborgt: von Marino Auriti, der einen 136-stöckigen Palast bauen wollte, in dem das ganze Wissen der Welt gezeigt werden würde. Auritis Modell – das im Mittelpunkt der Biennale steht – repräsentiert den Traum von einem universellen Wissen. Auriti liess sein Modell 1955 sogar patentieren. Doch natürlich wurde der Palast nie gebaut, denn wie jeder Anspruch auf Totalität war sein Projekt zum Scheitern verurteilt. Sein Traum aber hat überlebt. Der Idee der Biennale liegt auch ein Traum zugrunde – dass man die ganze Kunst der Welt an einem Ort zusammenbringen kann. Meine Biennale ist eher wie ein Museum auf Zeit angelegt. Mich interessiert, wie Bilder entstehen und wie die Menschen mithilfe von ihnen die Welt erklären. Hat sich in diesem Prozess viel verändert? Ja und nein. Das Medium der Kunst – das sind in einem zunehmenden Mass unsere Körper und unsere Gehirne geworden. Darum mache ich keinen Unterschied zwischen einem Outsider, der sich als Medium im strikten Sinn des Wortes sieht, und etwa der jungen französisch-marokkanischen Künstlerin Bouchra Khalili. Sie zeigt, dass auch die Jungen besessen sind. Wovon? Von der unerschöpflichen medialen Bilderflut. Die ist nicht weniger gebieterisch als Geisterstimmen. Sehr viele junge Künstler … … ja, das muss man doch auch sagen, dass es ebenso viele junge Künstler in der Ausstellung gibt wie Tote oder Alte … … haben speziell für die Biennale entworfene Werke beigesteuert, die sich mit den Themen, die Sie vorgegeben haben, befassen. Zufall? Nein, nicht ganz. Ich war es müde, die Rolle des Kurators darin zu sehen, eine gut bestückte Adressliste sein eigen zu nennen. Sie verstehen, diese Attitüde: Ich fliege jetzt für 24 Stunden nach Nigeria und besuche Künstler, die man mir empfohlen hat. Ich wollte gemeinsam etwas entwickeln. Und die Künstler spielten mit? Ich erinnere mich, dass ich ganz vorsichtig in den E-Mails schrieb: «das klingt vielleicht interventionistisch, aber hast du schon mal über das oder jenes nachgedacht …» Und die Künstler haben es mir nicht übel genommen, sondern tolle Werke beigesteuert. Ihren Freund Maurizio Cattelan sucht man aber vergebens … Sie werden keinen einzigen Künstler finden, der an der letzten Biennale dabei war. Ich wollte mich selber auch überraschen. Welche Rolle hat es gespielt, dass für einmal ein Italiener die Biennale kuratiert? Die Erwartungen sind vielleicht schon grösser, auch meine eigenen. Zudem ärgere ich mich auf Italienisch etwas deutlicher als auf Englisch (lacht). Aber wie Proust mal sagte, der grösste Roman scheint immer in einer fremden Sprache geschrieben zu sein. Und in Venedig spricht man meine Muttersprache. Veröffentlicht in der SonntagsZeitung am 2. Juni 2013 About Ewa HessSwiss journalist, Editor Arts @Sonntagszeitung, ZürichView all posts by Ewa Hess » @askewa @PSPresseschau Wunderbares textlein 🍀 thx 4 sharing 08:10:37 PM Mai 30, 2023 von &s in Antwort auf PSPresseschau@GESDA Hackathon 4 the future – Open Quantum Institute in the making. Impressive! https://t.co/hWBdlsEFkd 09:35:19 AM Mai 07, 2023 von &s in Antwort auf GesdaIt’s my #Twitterversary! I have been on Twitter for 13 years, since 26 Nov 2009 (via @twi_age). 01:00:51 AM Dezember 13, 2022 von &s @askewa folgen Neueste Beiträge Baselitz‘ WeltI likePrivate Sales, ein SchattenspielAdieu John BergerTalk mit Jacqueline Burckhardt Blogroll FAQNews-BlogPop MattersRevue 21Support ForumWordPress-Planet Themen Ai Weiwei Amerika Andy Warhol Aphrodite Ascona Baron Heinrich Thyssen Basel Biennale Venedig Bird’s Nest Caravaggio China Fischli/Weiss Fondation Beyeler Frank Gehry Georg Baselitz Gerhard Richter Ghirlandaio Gstaad Gurlitt Gustav Klimt Harald Szeemann Keanu Reeves Kunst Kunstmuseum Basel Louise Bourgeois Maja Hoffmann Maria Lassnig Marlene Dumas Melinda Nadj Abonji Monte Verità Nachtkritik Oprah Winfrey Pipilotti Rist Schweizer Architektur Schweizer Film Schweizer Kunst Schweizer Literatur Shakespeare Simon de Pury Thomas Hirschhorn Ugo Rondinone Urs Fischer Valentin Carron Warhol Weltwoche Next Post Schreibe einen Kommentar Cancel Reply Logged in as Ewa Hess. 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