Maestro Morricone

Maestro Morricone Ewa Hess | 4. November 2013 – 05:52 Wunderbar schlechtgelaunt: Ennio Morricone widersteht in Interviews dem Strahle-Diktat der heutigen Zeit. Im Gespräch mit dem genialen Akkord-Arbeiter (fast 600 Filmmusiken! Er schrieb in manchen Jahren an die 100 Filmscores, das ist 10 pro Monat!!!) musste ich mir – wie alle – sehr spröde Antworten gefallen lassen. Am Abend, während des Konzerts in der Arena di Verona, bei Vollmond, sah ich den alten Gentleman doch den tobenden Applaus des 20 000 köpfigen Publikums geniessen und endlose Zugaben geben! Ennio Morricone über Spaghetti-Western, seinen Bewunderer Tarantino und das Leben als Popstar Von Ewa Hess Die Welt macht es Ennio Morricone nicht leicht. Seine Fans lieben ihn für etwas, das sie Spaghetti-Western nennen. Dabei träumt der Maestro von einer «musica assoluta», einer Musik, die keine Genres und Grenzen kennt. Spaghetti stellt ihm höchstens seine Frau Maria auf den Tisch, mit der er schon über 60 Jahre verheiratet ist und die ihn auch zu diesem Interview begleitet. Mit Maria teilt Morricone eine Etagenwohnung in Rom mit dem Blick auf das Kapitol. In dieser komponiert er immer noch täglich, dort spielt er Schach und joggt durch die Korridore. «60 Meter hin und 60 Meter zurück», berichtigt er, es sei nur ein schnelles Laufen. Die Wohnung verlässt der Komponist nur selten. Nur wenn er gerade einen Oscar bekommt oder, wie an diesem Nachmittag in Verona, ein Konzert vor 20 000 Menschen in der historischen Arena auf ihn als Dirigenten wartet. Wenn man seine Hand schüttelt und «grande onore» stammelt, blickt er misstrauisch durch die dicken Gläser. Denn er weiss, was jetzt kommt: Fragen zu den Spaghetti-Western. Ennio Morricone, wie war das, als Sie mit Sergio Leone den Italowestern erfanden? War das ein Witz, oder dachten Sie schon damals, dass Sie etwas Bedeutendes schaffen? Weder noch! Es war gewöhnliche Arbeit. Leone gefiel meine Musik zu den zwei Western, die ich für andere Regisseure gemacht hatte, darum rief er mich an. Er hatte eine Vorstellung, was er brauchte, und ich konnte liefern. Das klingt sehr nüchtern. Sie waren doch alte Schulfreunde? Na ja, Freunde. Wir waren nur ein Jahr lang Klassenkameraden, in der dritten Klasse der Grundschule, wenn Sie es ganz genau wissen wollen. Warum nennen Sie sich im Nachspann von «Für eine Handvoll Dollar» eigentlich Dan Savio und Bob Robertson? Schämten Sie sich? Nein, wo denken Sie hin! Der erste Film, den wir zusammen gemacht haben, sollte als amerikanischer Film gelten. Darum haben uns die Produzenten gebeten, unter amerikanischen Namen aufzutreten. Das hat mir keine Mühe gemacht. Ich nannte mich schon früher mal Dan Savio, später auch Leo Nichols. Leone hat als Sohn des Regisseurs Roberto Roberti den Namen seines Vaters amerikanisiert. Waren Sie sich bewusst, einen neuen Stil zu kreieren? Es war eine Musik, die Spuren des amerikanischen Folk enthielt, oder eher der irischen Volksmusik, die mit ihm verwandt ist. Durch meine Hand ist etwas daraus geworden, das vorwiegend mit Italien zu tun hat. Sie haben also den Amis den Western und die Folkmusik weggenommen? Es ging nicht darum, etwas zu annektieren, sondern darum, es zu bereichern. Ganz einfache Harmonien und leichte Gitarrenakkorde wollten wir mit etwas Interessanterem verbinden. Und das war die atonale Musik, die Sie am Konservatorium in Rom studiert haben? Filme mit Sergio Leone gehören eigentlich nicht zu meinen avantgardistischen Arbeiten. Im «Spiel mir das Lied vom Tod» sind Geräusche genau so wichtig wie die Melodie: das Tropfen des Wassers, der Schrei des Koyoten, das Summen der Fliege. Sind das nicht Elemente der Avantgarde? Natürlich. Es gibt eben den technischen Aspekt des Komponierens, eine Raffinesse, die man in die Arbeit hineinbringt, die nicht direkt auf die grossen Komponisten Arnold Schönberg oder Anton Webern zurückgeht, aber dennoch ihr Erbe ehrt. Bei den meisten Filmmusiken schwillt die Musik an, bevor etwas passiert. Bei Ihnen aber erscheinen die Helden oft ganz still, und erst dann setzt die Musik ein. Absicht? Ist das so? Vielleicht. Für mich gibt es keine sichere Methode, Wirkung zu erzielen. Es muss zum Film passen. Als ich zum Beispiel die Musik zum letzten Film von Giuseppe Tornatore, «The Best Offer», schrieb … … für den Sie bald den Europäischen Filmpreis bekommen. Glückwunsch! Danke. Also bei diesem Film war es so, dass bestimmte Handlungssequenzen durch die Musik definiert sind. Deshalb konnte ich einer Szene nie zuvorkommen, ohne zu verraten, was als Nächstes passiert. Was halten Sie selbst für Ihren grössten Beitrag zur Filmgeschichte? Filmgeschichte? Fragen Sie eher nach der Geschichte überhaupt. Die Filmmusik spiegelt unsere Zeit, im Guten wie im Schlechten. Deswegen ist es wichtig, dass die Musik in einem Film von künstlerischer und kreativer Würde geprägt ist. Und zum Film passt? Ja, schon, aber ein guter Film erträgt auch mittelmässige Musik. Wirklich? Klar, der Film ist das Hauptwerk, die Musik nur die Grundlage. Sie leistet einen kleinen Beitrag, der aber, wenn er wirklich gut ist, sehr wichtig sein kein. So demütig? Sie haben doch mal gesagt, dass Sie einen Regisseur, der Ihnen etwas aufzwingen wolle, «entlassen»? Es kann vorkommen, dass man sich nicht versteht. Dann beendet man besser die Zusammenarbeit. Ist mir auch schon passiert, auch mit sehr guten Regisseuren. Mit wem etwa? Roland Joffé etwa mochte meinen Beitrag zu «The Scarlett Letter» nicht, er fand, mein Thema sei nicht «keltisch» genug. Das hat mich sehr erstaunt. Joffé hat dann die Musik John Barry anvertraut, diese Musik hatte überhaupt keine keltischen Elemente. Hatten Sie oft Streit mit Regisseuren? Nein. Liliana Cavani war lange sehr böse auf mich, weil ich für Gillo Pontecorvo meine Musik für ihren Film «I cannibali», leicht abgewandelt, wieder schrieb. Ich sagte damals Pontecorvo, dass das nicht gehe, doch er bestand darauf. Und wie ist es mit Ihrem Bewunderer Tarantino? Sie haben nach «Django Unchained» gesagt, dass Sie nie wieder mit ihm arbeiten wollten. Tarantino macht ausserordentlich schöne Filme, keine Frage. Doch er verwendet mein Werk, wie es ihm passt, er nimmt die Musik und setzt sie irgendwo im Film ein. Ich werde ihm nicht verbieten, meine alten Sachen weiterhin zu verwenden. Einen neuen Soundtrack wollen Sie

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Uli Sigg über M+

Uli Sigg über M+ Ewa Hess | 7. Oktober 2013 – 11:32 In China habe er sich drei Karrieren erarbeitet, erzählte mir Uli Sigg, 67. Im Zug von Ermattingen nach Zürich sprachen wir über eines der grössten Museumsprojekte des Jahrhunderts. Wir kamen vom «Pan-Asia» Art Forum der UBS in Wolfsberg zurück, wo Sigg neben Monique Burger und Sebastian Noe über die Entwicklung der Kunstszene in Hong Kong berichtete. Seine drei Karrieren, das sind jene des Geschäftsmanns, des Diplomaten und des Kunstsammlers. Als er 1979, erst 33-jährig, im Auftrag von Schindler nach China kam, gründete er das erste Joint Venture eines westlichen Industriekonzerns mit einem chinesischen Staatsbetrieb – ein Geschäftsmodell, das heute breit angewandt wird. Danach war er 1995 bis 1998 Schweizer Botschafter in China. Seit den Siebzigerjahren sammelt Sigg zeitgenössische Chinesische Kunst. Er besuchte früh die Ateliers der noch im Verborgenen arbeitenden Künstler (die damals kein Mensch kannte), unterstützte ihr Tun und kaufte ihre Werke. So kam seine einzigartige Sammlung zustande, die Sigg in verschiedenen Ausstellungen, u. a. «Mahjong» im Kunstmuseum Bern (2005), der Öffentlichkeit zeigte. Den grössten Teil dieser Sammlung hat Uli Sigg nun M+, dem geplanten Museum of Visual Culture in Hongkong, geschenkt. Uli Sigg, Ihre legendäre Sammlung wird bald nach Hongkong verlegt. Haben Sie schlaflose Nächte? Nein, warum auch? Schliesslich sind es Herzog & de Meuron, die als Architekten des neuen Museum bestimmt wurden. Damit ist das Projekt in guten Händen. Die Grundsteinlegung ist im März 2014. Ist China nicht ein riskanter Standort für zeitgenössische Kunst?Der Standort ist zwar China, aber Hongkong – für mich die beste Wahl. Die Hongkonger Regierung hat den Ehrgeiz, ein Museum von Weltformat auf die Beine zu stellen, weil es so etwas dort noch nicht gibt. Und in Hongkong herrscht «freedom of speech». Ist Hongkong wirklich freier? Für weitere 35 Jahre gilt Deng Xiaopings Slogan: «Eine Nation, zwei Systeme.» Hongkong bewahrt damit sein Rechtssystem, das im Blick auf die Meinungsäusserungsfreiheit noch britisch geprägt ist. War die Gefahr der Zensur ein Grund, weshalb Sie die Sammlung nicht dem Hauptland geschenkt haben? Bestimmt einer davon. Vor allem, dass man mir nicht genau sagen konnte, was unter die Zensurmassnahmen fallen und deswegen nicht gezeigt werden könnte. Diese Rahmenbedingungen zu kennen, war eine wichtige Voraussetzung für mich. China war nicht zu Kompromissen bereit?Jenen Funktionären, die sich Kenntnis verschafften, war es klar, was diese Sammlung repräsentiert und dass sie für China einzigartig ist. Doch die Entscheidung für dieses Projekt war mit zu vielen Risiken behaftet. Welcher Art? Sich dafür einzusetzen, hätte einzelne Karrieren gefährdet. Mir ist aufgefallen, dass Sie Ihre Sammlung in Interviews oft «das Dokument» nennen. Warum? Es war von Anfang an mein Ziel, eine Sammlung zusammenzutragen, welche die chinesische Kunst von den 1970er-Jahren bis jetzt kontinuierlich dokumentiert. In diesem Sinn ist die Sammlung ein gewichtiges Zeitdokument. Es klingt so sachlich, als ob Sie damit auch die eigene emotionale Bindung verhindern wollten. Normalerweise kann ich mich selbst nicht mit einem semantischen Trick überlisten. Aber wer weiss? Ist die Trennung schwierig? Natürlich. Auch wenn es mir und meiner Frau immer klar war, dass wir die Sammlung mal ihrem Ursprungsland zurückschenken, gibt es darin Werke, die einem sehr ans Herz gewachsen sind. Meine Frau empfindet das stärker als ich. Die Trennung ist zum Glück nicht abrupt. Die Sammlung ist bis 2017 noch bei uns. «Das Dokument» umfasst 2100 Objekte, davon gehen 1500 nach Hongkong, Sie behalten 600. Nach welchen Kriterien haben Sie ausgewählt? Ich wollte, dass die Sammlung, die ins Museum kommt, eine kohärente Geschichte erzählt, die chinesische Kunstproduktion der letzten 40 Jahre spiegelt. Es geht zwar um Kunst, aber auch um ein Abbild des dramatischen Wandels der Gesellschaft in dieser Zeitspanne. Zurückgeblieben sind Werke, die den schon Gewählten ähneln oder qualitativ nicht mithalten. Aber einige Lieblingsstücke behalten Sie doch? Gerade von diesen habe ich den grössten Teil weggegeben. Weil sie ganz besonders zur Geschichte gehören. Zum Beispiel?Das Werk von Ai Weiwei, das 132 4000-jährige neolithische Vasen umfasst. Von dieser Arbeit Abschied zu nehmen, fällt mir tatsächlich schwer. Andererseits ist sie so wichtig, dass sie in diese exemplarische Sammlung hineingehört. Man spricht von einer Schenkung, doch Hongkong kauft Ihnen auch Teile der Sammlung für 22 Millionen Franken ab. Wie funktioniert das? Ich bin bereit gewesen, die Sammlung dem Hauptland vollständig zu schenken. Als Hongkong als Standort ins Spiel kam, bot man mir die Bezahlung von 10 Prozent des Wertes an, was ich akzeptiert habe. Das wird mir ermöglichen, weiterzusammeln und meinen Kunst- und Kunstkritiker-Preis für China weiterzubetreiben. Demnach ist der Wert Ihres Geschenks rund 200 Millionen Franken? Man spricht bereits vom grössten Geschenk, das je einem Museum gemacht worden ist. Es war meine Absicht, China etwas zurückzugeben, auch aus Dankbarkeit für die Erfahrungen, die ich dort über 33 Jahre machen durfte. Es war eine unglaubliche Reise, deren intensivsten Teil die Begegnungen mit den chinesischen Künstlern ausmachten. Diesen will ich nun Präsenz an einem Ort sichern, wo ein Dialog mit dem eigenen Volk möglich ist. Und das soll Hongkong sein? Gerade dort! Schon heute reisen gegen 50 Millionen Chinesen jährlich nach Hongkong, viele als Touristen. Bestimmt werden viele ein so aussergewöhnliches Museum besuchen, um dort der Kunst ihres Lands zu begegnen. Ist das chinesiche Volk überhaupt bereit, sich auf diese Kunst einzulassen? Vielleicht nicht sofort, aber mit der Zeit bestimmt. Die meiste Kunst, die in China gekauft wird, sind aber immer noch die traditionellen Tuschmaler. Sie meinen die sogenannten Modern Masters, Tuschmaler des 20. Jahrhunderts. Die sind darum so allgegenwärtig, weil sie dem traditionellen Kunstideal entsprechen und enorm produktiv waren – oft mit Tausenden von Bildern. Gab es Reaktionen in China, als es klar wurde, dass die Sammlung nach Hongkong geht? Das offizielle China hat sich dazu nicht geäussert. Es gab Stimmen im Internet. Viele positive, die es grossartig fanden, dass die Sammlung sicher aufgehoben sei. Und auch negative, die bezweifelten, dass sich ein Sammler von etwas wirklich Wertvollem trennen würde. Aber da in China die Sammlung noch nie gezeigt wurde, entspricht diese Einschätzung keiner eigenen Anschauung. Sie haben sich für Ai Weiwei eingesetzt in Wort und Schrift.

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Identitätsklau nach Kleist

Identitätsklau nach Kleist Ewa Hess | 29. September 2013 – 12:06 Amphitryon und sein Doppelgänger – Mit Hilfe von Kleist erzählt Karin Henkel am Zürcher Schauspielhaus vom Identitätskollaps im Zeitalter von Facebook und Co. Eine furiose Aufführung, die mich berührt hat, weil sie den Wahnsinn des Stücks ganz sec zeigt, ohne Pathos, ohne brutal oder auch nur lärmoyant zu werden. Zürich, 28. September 2013. Diese verfluchten Identitäten schießen wie Pilze aus dem Boden. Oder der Wind bläst sie durch die Türe ins Haus. Sie bilden Grüppchen. Manchmal auch Schlägertrüppchen! Dann gucken sie wieder ganz possierlich, so mir nichts, dir nichts, über die Möbelkanten hinweg.Da kann sich Sosias noch so oft vorsagen, dass er ein Mensch sei, einer, der von daher kommt und dorthin geht. Im Spiegelkabinett der wild wuchernden Identitäten kommt ihm der Sinn für alles Zielgerichtete abhanden. Und nicht nur ihm, dem treuen Diener. Auch seinem Herrn Amphitryon, gerade noch mit Siegerschritt nach Hause eilend, wird es blümerant. Das Ziel aller Ziele, die Liebeszuflucht am Herzen der Gattin, ist schon besetzt – von einem wie er.Bodenlose Ratlosigkeit ist der Stoff, aus dem Heinrich von Kleists Molière-Bearbeitung aus dem Jahr 1807 eh schon gestrickt ist. Der melancholische Berliner macht aus der frivolen Verwechslungskomödie ein Drama der Identitätsverwirrung, als das sein „Amphitryon“ in die Theatergeschichte eingeht. Die Sachlage selbst überliefert die griechische Mythologie so: Jupiter, der Schürzenjäger, hat sein Auge auf Alkmene geworfen. Um die treue Ehefrau zu verführen, schlüpft er in die Gestalt des thebanischen Generals Amphitryon. In der Nacht bevor der Kriegsheld nach Hause kommt, liegt der Gott in den Armen der nichts ahnenden Schönen und betrügt den Heimkehrer um die süßesten Stunden. Verdoppelt, verdreifach, vervielfacht Was noch die gegenwärtige Schauspielhaus-Intendantin Barbara Frey in ihrer Basler Inszenierung von 2003 als eine Männerkumpelei und Götterboshaftigkeit darstellte, modernisiert Karin Henkel jetzt zu einem wahren Identitätskollaps. Vor der aufdringlichen Verdoppelung, Verdreifachung und Vervielfältigung ist in dieser furiosen Inszenierung niemand und nichts gefeit. Selbst der Text – er folgt Kleists Originalfassung sehr frei, doch erkennbar – scheint sich da und dort in einer Endlosschleife zu verfangen. Es ist immer ein kleiner Glücksfall, wenn der Dialog der Wiederholung entkommt und die Handlung weitergeht.Auf einer wirkungsvoll simplen Bühne von Henrike Engel (die allerdings – wie könnte es anders sein? – sich zweistöckig verdoppeln kann) und mit Hilfe von insgesamt vier Kostüm-Uniformen (Klaus Bruns) entfesseln fünf Darsteller ein unübersichtliches Figurengemenge. Jeder kann da schnell in die Rolle des anderen schlüpfen, mal Sosias, mal seine Frau Charis sein, ungeachtet der Brüste oder Bärte. Stupend, wie es Henkel und ihrem kleinen Ensemble gelingt, Kleist als einen Visionär zu zeigen, der die Tragikomödie des Identitätsklaus erahnte – lange vor dem Aufkommen der gottgleichen Technologie, der strukturellen Voraussetzung dazu. Schlamassel der sozialen Netzwerke Ganz ohne Mätzchen und plumpe Metaphern bringt Henkel das ganze slapstickhafte Schlamassel der sozialen und anderen Netzwerke, in welchen wir heute zappeln, als Assoziationsraum mit auf die Bühne. Jede ihrer Figuren unternimmt, unseren Profilen und Avatars ähnlich, ebenso rührende wie vergebliche Anstrengungen, sich als ein „Ich“ zu etablieren. Gegen Schluss greift jene Schauspielerin, die oft Charis ist, zu einer radikalen Maßnahme, indem sie ihren wahren Namen nennt. Ihren wahren Namen? Oops, nein. Denn sie heißt Marie Rosa Tietjen – gibt aber unumwunden zu, Carolin Conrad zu sein, also ihre oft Sosias spielende Kollegin.Sie spielen alle brillant. Und es ist eine enorme Leistung, denn mit all den Text- und Figurenverwerfungen ist es ein Mosaik aus Körpern und Worten, in welches sich die Einzelnen einfügen müssen – mal in dieser, mal in einer anderen Formation, synchron und dann wieder solo. Das wirkt dennoch keine Sekunde angestrengt, im Gegenteil, immer kindlich verspielt. Die wunderbaren Bühneneinfälle, Karin Henkels Markenzeichen – falls man bei dieser so wandelbaren Regisseurin überhaupt von einem sprechen kann – funktionieren ohne Fehl. Hüte fliegen, Mäntel flattern, und auch mit einem alten Fauteuil lässt sich allerhand anstellen.Dass die einzelnen Schauspieler bei diesem Konzept dennoch so etwas wie einen glaubhaften Charakterkern entwickeln, grenzt schon fast an ein Wunder. Aber der hinreißende Michael Neuenschwander ist am Ende der bodenständige Kriegsheld, man erkennt in ihm Amphitryon, da kann er in andere Kleider schlüpfen und Etiketten tauschen, so viel er will. Fritz Fennes Jupiter sitzt ihm ebenso in den immer tanzbereiten langen Beinen wie in der eitlen Argumentation, die ihm immer wieder auf die Zunge kriecht. Tietjen und Conrad sind unermüdlich, die beiden Frauen sprechen, springen und wechseln Kostüme mit einem Tempo, das einem den Atem verschlägt – der Inszenierung so inbrünstig dienstbar, wie es Sosias und Charis dem Königspaar sind. Und mit Lena Schwarzs beherzt verzweifelnder Alkmene bekommt der Zürcher „Amphitryon“ auch jene tragische Tiefe, ohne die das kurze intensive Stück kein echter „Amphitryon“ wäre. Ach! Amphitryon und sein Doppelgängernach Heinrich von KleistRegie: Karin Henkel, Bühne: Henrike Engel, Kostüme: Klaus Bruns, Musik: Tomek Kolczynski, Dramaturgie: Gwendolyne Melchinger.Mit: Carolin Conrad, Fritz Fenne, Michael Neuenschwander, Lena Schwarz, Marie Rosa Tietjen.Dauer: 1 Stunde 40 Minuten, keine Pause www.schauspielhaus.ch Veröffentlicht am morgen des 29.9.2013 auf nachtkritik.de About Ewa HessSwiss journalist, Editor Arts @Sonntagszeitung, ZürichView all posts by Ewa Hess » @askewa @PSPresseschau Wunderbares textlein 🍀 thx 4 sharing 08:10:37 PM Mai 30, 2023 von &s in Antwort auf PSPresseschau@GESDA Hackathon 4 the future – Open Quantum Institute in the making. Impressive! https://t.co/hWBdlsEFkd 09:35:19 AM Mai 07, 2023 von &s in Antwort auf GesdaIt’s my #Twitterversary! 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Basler Atomreaktor

Basler Atomreaktor Ewa Hess | 1. September 2013 – 16:32 Die Basler Ausstellung Mondrian-Newman-Flavin elektrisiert mich im Voraus. Ich erwarte, dass es die spannendste Ausstellung der Saison wird. Eine ruhige dennoch unüberhörbare Intervention, die mitten in der Geschwätzigkeit der Gegenwartskunst wie eine Detonation hochgeht. (Irgendwie werde ich im Zusammenhang mit dieser doch durch und durch friedlichen Ausstellung die Kriegsterminologie nicht los. Schon im SonntagsZeitungs-Artikel sprach ich vom Atomreaktor.) Mondrian und Newman… Die haben vielleicht schon etwas von Kreuzrittern? Hier der SoZ-Text: KUNST AUF DIÄT Das Kunstmuseum Basel zeigt drei Visionäre, die mit ihrer Askese nicht nur die Kunst, sondern auch die Welt erneuerten Von Ewa Hess Das Kunstmuseum Basel begibt sich unerschrocken in karge Gefilde. Mit der Ausstellung «Mondrian, Newman, Flavin» zeigt es ab nächsten Sonntag drei der sprödesten Künstlerpersönlichkeiten der letzten zwei Jahrhunderte, vielleicht auch der Kunstgeschichte überhaupt. Piet Mondrian, Barnett Newman und Dan Flavin haben – jeder auf seine Weise – die Kunst auf Abmagerungsdiät gesetzt. Doch so karg ihre Formensprache auch sein mag, die Intensität ihrer Werke ist umso grösser. Die mit Spannung erwartete Ausstellung ist so etwas wie ein künstlerischer Atomreaktor. Unter der stillen Oberfläche der Werke vibriert gefährliche Energie. In nur drei aufeinanderfolgenden Generationen haben Piet Mondrian, Barnett Newman und Dan Flavin die Kunst beinahe abgeschafft. Und ihr damit eine neue Freiheit geschenkt. Dass der Kunstmuseum-Direktor und Kurator der Schau, Bernhard Mendes Bürgi, gerade diese drei auswählt, um eine zentrale Geschichte der Moderne zu erzählen, ist raffiniert. Er hätte ja auch Kandinsky, Picasso und Warhol zeigen können. Auch von diesen Künstlern besitzt das Basler Haus gute Werke, die, um Leihgaben ergänzt, eine tolle Schau ergäben. Dank den besessenen Asketen Mondrian, Newman und Flavin weitet sich allerdings das Thema. Mit ihnen steht nicht nur die Kunstgeschichte im Zentrum, sondern die Sinngebung der ganzen Gesellschaft. MONDRIANS VIERECKE Nach dem grossen Blutvergiessen des Ersten Weltkriegs wollte Piet Mondrian der Menschheit zu einem neuen Anfang verhelfen. Ihm schwebte eine Kunst vor, die nicht die Differenzen zwischen den Menschen betonen würde, sondern das Verbindende: ein universelles Regelwerk. Darum reduzierte er seine Mittel auf Farbe, Form, Linie und Raum. Er beschränkte sich dabei auf die Primärfarben Rot, Blau und Gelb und wechselte lediglich zwischen zwei geometrischen Formen: Quadrat und Rechteck. Auch verwendete er ausschliesslich senkrechte und waagrechte Linien. Wahre Freiheit war für Mondrian nicht Gleichheit, sondern das Gleichgewicht. Seine asymmetrischen Kompositionen ins Gleichgewicht zu bringen, das betrachtete er als seine grösste Herausforderung. Er suchte die reinste Form der abstrakten Kunst. Die Kraft seiner ästhetischen Vision beeinflusste vor allem die Architektur- und Designwelt. Yves Saint Laurent, der ihn verehrte und vier seiner Bilder besass, sagte einmal: «Weiter kann man in der Malerei nicht gehen.» NEWMANS REISSVERSCHLÜSSE Das sah der Amerikaner Barnett Newman ganz anders. Auch er suchte ein universelles Konzept, welches über die Kunst hinausweist, doch ihm war das geometrische Korsett Mondrians zu eng. Per Zufall fand er an seinem 43. Geburtstag, drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, die Lösung. Anstatt das auf die bereits bemalte Leinwand aufgeklebte Klebeband zu entfernen, schmierte er Farbe drauf. So entstand der erste «zip» (engl. für Reissverschluss). Fortan malte Newman immer so. Er trennte die homogenen Farbflächen mit vertikalen Linien, die für ihn ein Symbol für den höheren Sinn waren. Diese Linien machten nicht nur die Bilder komplett. Sie waren auch so etwas wie Öffnungen oder Startbahnen, dank welchen der Betrachter an einer erhabenen Erfahrung teilhaben konnte. FLAVINS LEUCHTSTOFFRÖHREN Das Licht war schon immer ein Element der Malerei. Wenig verwunderlich also, dass der Minimalist Dan Flavin auf seiner Suche nach einer weiteren Befreiung der Kunst auf fluoreszierende Leuchtröhren stiess. Er legte sich die Regel auf, nur handelsübliche Formen und Farben zu verwenden. Wie alle Künstler der Minimal Art bestand Flavin darauf, dass sein Werk keine versteckten Bedeutungen enthielt. Dennoch betrachtete er seine Skulpturen als Ikonen, die «begrenzte Erleuchtung» spenden. Seine Werke verschmelzen manchmal so diskret mit der Umgebung, dass sie gar nicht wie Kunst wirken. Andere wiederum ziehen Besucher, wie Insekten, magisch an. Populär war Flavins Leuchtröhren-Kunst immer. In der letzten Zeit erfährt sein Werk eine weitere Aufwertung. Diese zeigt auch sein Einschluss in das in Basel gefeierte Heldentrio der asketischen Moderne. Kunstmuseum Basel, «Mondrian – Newman – Flavin», 8.9. bis 19.1.2014www.kunstmuseumbasel.ch Publiziert am 01.09.2013 About Ewa HessSwiss journalist, Editor Arts @Sonntagszeitung, ZürichView all posts by Ewa Hess » @askewa @PSPresseschau Wunderbares textlein 🍀 thx 4 sharing 08:10:37 PM Mai 30, 2023 von &s in Antwort auf PSPresseschau@GESDA Hackathon 4 the future – Open Quantum Institute in the making. Impressive! https://t.co/hWBdlsEFkd 09:35:19 AM Mai 07, 2023 von &s in Antwort auf GesdaIt’s my #Twitterversary! 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Martin Eder in Zürich

Martin Eder in Zürich Ewa Hess | 29. August 2013 – 17:08 Jetzt geht die Kunst in Zürich wieder los und bei meiner kleinen Preview habe ich wunderbare Sachen gesehen: Eva Rothschilds magischen Raum bei Presenhuber im Löwenbräu, und auch dort das „Ding“ von Martin Eder bei Hauser&Wirth. War ganz begeistert, vom Künstler, der mir sehr freundlich Auskunft gab und vom Ding selbst, das wirklich Eindruck macht. Die Gemälde von nackten Damen, die dazugehören, bestehen übrigens auch aus Schichten und Lagen, etwas Kristallines scheint sich über die Oberfläche auszugiessen, so dass der grosse Schwarze in der Mitte (der übrigens aus Styropor ist und innen hohl, wie mir Eder verriet) und die gemalten Bilder an der Wand eine Verwandtschaft aufweisen. Die Skulptur, sagte mir Eder, wurde in der Galerie an Ort und Stelle geklebt (musste ja sein, sonst ginge sie ja gar nicht rein). Zu acht haben sie da gearbeitet, sagte Eder. Er aber nicht wie ein Dirigent überwachend, sondern auch klebend – „leider!“ About Ewa HessSwiss journalist, Editor Arts @Sonntagszeitung, ZürichView all posts by Ewa Hess » @askewa @PSPresseschau Wunderbares textlein 🍀 thx 4 sharing 08:10:37 PM Mai 30, 2023 von &s in Antwort auf PSPresseschau@GESDA Hackathon 4 the future – Open Quantum Institute in the making. Impressive! https://t.co/hWBdlsEFkd 09:35:19 AM Mai 07, 2023 von &s in Antwort auf GesdaIt’s my #Twitterversary! I have been on Twitter for 13 years, since 26 Nov 2009 (via @twi_age). 01:00:51 AM Dezember 13, 2022 von &s @askewa folgen Neueste Beiträge Baselitz‘ WeltI likePrivate Sales, ein SchattenspielAdieu John BergerTalk mit Jacqueline Burckhardt Blogroll FAQNews-BlogPop MattersRevue 21Support ForumWordPress-Planet Themen Ai Weiwei Amerika Andy Warhol Aphrodite Ascona Baron Heinrich Thyssen Basel Biennale Venedig Bird’s Nest Caravaggio China Fischli/Weiss Fondation Beyeler Frank Gehry Georg Baselitz Gerhard Richter Ghirlandaio Gstaad Gurlitt Gustav Klimt Harald Szeemann Keanu Reeves Kunst Kunstmuseum Basel Louise Bourgeois Maja Hoffmann Maria Lassnig Marlene Dumas Melinda Nadj Abonji Monte Verità Nachtkritik Oprah Winfrey Pipilotti Rist Schweizer Architektur Schweizer Film Schweizer Kunst Schweizer Literatur Shakespeare Simon de Pury Thomas Hirschhorn Ugo Rondinone Urs Fischer Valentin Carron Warhol Weltwoche Next Post Schreibe einen Kommentar Cancel Reply Logged in as Ewa Hess. Edit your profile. Log out? Required fields are marked * Message*

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Sam Keller über «seinen» Cattelan

Sam Keller über «seinen» Cattelan Ewa Hess | 10. Juni 2013 – 10:40 «Stecken sie in der Wand fest oder wollen sie mit dem Kopf hindurch?» antwortet mir Sam Keller mit einer Frage nach seiner Interpretation des neuen Kunstwerks von Maurizio Cattelan, das er in der Fondation Beyeler ausstellt. Als ich ihn treffe einige Tage vor dem Beginn der Art Basel, eilt der wundersame Fundation-Beyeler-Chef und Art-Basel-Präsidentdurch die Räume seines Museums in Riehen. Als sich zuhinterst die Pferdeskulptur von Maurizio Cattelan offenbart, leuchten seine Augen auf. Mit 46 Jahren ist der Direktor der Fondation Beyeler und Präsident der Art Basel eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der internationalen Kunstwelt. Sechs Jahre unter der Leitung des von Ernst Beyeler persönlich ausgewählten quirligen Chefs verwandelten die edle Fondation in ein pulsierendes Weltmuseum. Zur Eröffnung der Art Basel bietet Keller eine Sensation an: Ein neues Werk des Kunststars Maurizio Cattelan, dessen Ankündigung, sich von der Kunst zurückzuziehen, für Schlagzeilen gesorgt hat. Sam Keller, war es schwierig, Maurizio Cattelan zu überzeugen, trotz seinem Rückzug doch in der Fondation Beyeler auszustellen? Nein, eigentlich nicht. Wir arbeiten ja schon vor seiner Retrospektive im Guggenheim daran. Als ich von seinen Rückzugsplänen erfuhr, war ich verunsichert. Doch noch an der Eröffnung in New York sagte mir der Künstler, dass er unser Projekt weiterhin verwirklichen möchte. Im Vorfeld der Ausstellung ist spekuliert worden, was genau in der Fondation Beyeler gezeigt wird. War es von Anfang an klar, dass es die fünffache Pferdeskulptur sein wird? Nein, zunächst war das Projekt klein angedacht. Danach gab es verschiedene Phasen, und tatsächlich war eins der möglichen Projekte die schwere Skulptur, über die spekuliert wurde. Wir haben Abklärungen getroffen, wie wir diese ins Museum reinkriegen, die dann publik wurden. Doch dann hatte Cattelan den Geistesblitz mit den Pferden. Was steht hinter der Idee? Eine der berühmtesten Arbeiten von Cattelan ist sein Pferd. Seine Idee war es, alle fünf Versionen dieser Arbeit von 2007 erstmals zusammenzubringen und als neue Werkgruppe zu zeigen. In Cattelans Werk spielen ausgestopfte Tiere eine wichtige Rolle: Tauben, Eichhörnchen, Esel oder Elefant. Und Pferde, auf die wir menschliche Eigenschaften projizieren. Hat diese Skulptur auch Provokation vorprogrammiert? Diese gehört bei Cattelan dazu, allerdings mit Tiefsinn. Seine Werke sind verführerisch und verstörend zugleich. Wie in Träumen. Gerade diese surreale Qualität macht die Stärke seiner Kunst aus. Sie stellt mehr Fragen, als dass sie Antworten gibt. Welche Fragen konkret? Wer sind diese Kreaturen, und warum haben sie den Kopf verloren? Stecken sie in der Wand fest oder wollen sie mit dem Kopf hindurch? Wollen sie fliehen oder in einen anderen Raum vordringen? Wird sich Cattelan tatsächlich von der Kunst zurückziehen? Maurizio Cattelan ist ein wahrer Künstler – einer der interessantesten unserer Zeit. Und man kann das Künstlersein nicht einfach so abstellen. Warum will er überhaupt aufhören? Er hat mir mal erklärt, dass er diese Entscheidung während der Vorbereitung seiner Retrospektive getroffen hat. Eine Schau sämtlicher Werke ist immer eine Art Bilanz, also auch ein Abschluss. Und wenn ein Künstler so berühmt und erfolgreich ist wie Cattelan, werden auch sehr viele Anfragen, Verpflichtungen an ihn herangetragen. Zu sagen: «ich höre auf» war also auch ein Befreiungsschlag und Neubeginn. Am Montag beginnt die Kunstmesse Art Basel, und in der Fondation Beyeler ist auch allerlei los – sehnen Sie in solchen Wochen auch eine Befreiung von Stress herbei? Nein, denn es macht Freude, Ausstellungen vorzubereiten, und es ist sinnvoll, sein Museum im besten Licht zu präsentieren, wenn die internationale Kunstwelt nach Basel kommt. Ich freue mich! Als Verwaltungsrats- präsident der Art Basel – wie zufrieden sind Sie mit der Premiere der Messe in Hongkong? Ich bin begeistert! Es war ein grosser Erfolg, grösser als erwartet. Vergleichbar mit der Premiere in Miami? Ja, absolut. Obwohl mit Miami und Hongkong ist es für die Art Basel ein bisschen wie mit dem ersten und zweiten Kind. Beim ersten ist alles noch neu, beim zweiten weiss man schon etwas besser, was einen erwartet. Ich bin glücklich für die Eltern, Marc Spiegler und Annette Schönholzer, dass ihr Kind so einen guten Start hatte. Wie muss man sich eigentlich Ihre Funktion bei der Messe vorstellen? Geben Sie dem Leitungsteam auch Ratschläge? Nein, das brauchen meine Nachfolger nach so vielen Jahren nicht. Sie machen einen super Job. In dem Gremium, in dem ich bin, geht es mehr um strategische und konzeptuelle Fragen. Die Fondation Beyeler wächst durch Geschenke und Kooperationen, etwa mit der Stiftung Daros oder mit dem Galeristen Bruno Bischofberger. Ist das ein neuer, expansiver Kurs? Die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Sammlungen war immer ein Anliegen von Ernst und Hildy Beyeler. Wir intensivieren diese, wobei wir jetzt auch die Möglichkeit haben, mit weltbesten Museen zu kooperieren: mit der Tate Modern in London, dem Stedelijk in Amsterdam, der Albertina in Wien oder dem Guggenheim in New York. Mit der Daros Collection ist es eine langfristige Partnerschaft, mit der Sammlung Bischofberger eine Premiere. Sie zeigen eine neue Sammlungspräsentation, haben mehrere neue Ausstellungen im Haus, präsentieren Skulpturen von Thomas Schütte in Zürich – und dann veranstalten Sie noch ein Konzert von Element of Crime? Auch das war ein Anliegen des Gründerpaars, dass die Vermittlung der Kunst an möglichst breite Schichten und neue Generationen im Zentrum aller Bemühungen steht. Hat Element of Crime überhaupt einen Bezug zu Kunst? Klar! Wir haben die Mitglieder dieser populären Rockband gerade von der Art Basel her gekannt. Sie sind mit Künstlern befreundet und leben mit Kunst, jeder auf seine Weise. Wir werden ihre private Sammlungen nun parallel zum Konzert im Sarasin Park in der dortigen Orangerie ausstellen. Werden Sie an der Messe Ankäufe machen? Ja, die Fondation wächst auch in dieser Hinsicht. Letztes Jahr haben wir an der Art Basel mehrere wichtige Werke erworben: beispielsweise Skulpturen von Lucio Fontana oder Louise Bourgeois. Wie gross ist Ihr Ankaufsetat? Den kommunizieren wir nicht. Aber selbst Millionen sind heute oft nicht genug, wenn man auf dem Qualitätsniveau, welches die Sammlung Beyeler vorgibt, kaufen möchte. © SonntagsZeitung; 09.06.2013; Seite 41 Inmitten des Basler Kunst- Tornados bietet die Fondation Beyeler Exquisites. Jetzt gehts los, und wenn

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Die Rache des Raubvogels

Die Rache des Raubvogels Ewa Hess | 7. Juni 2013 – 11:04 Kunst mit aggressivem Potenzial gehört zu den Höhepunkten an der Biennale Venedig. Prinz Harry, dem königlichen Schlingel, verdankt die Biennale ihre Flügel. Denn er war es wahrscheinlich, der im Oktober 2007 ein Pärchen geschützter Greifvögel bei einem Jagdabenteuer in Norfolk vom Himmel schoss. Die Affäre fand kein juristisches Nachspiel, doch die Rache des Raubvogels bleibt nicht aus. Und gerät zum Highlight der diesjährigen Venedig-Kunstschau. Der Künstler Jeremy Deller, 47, inszeniert den englischen Pavillon als eine Bilderschau mit aggressiven sozialen Untertönen. Sein Rachevogel-Fresko wirkt befreiend: Der Artgenosse der getöteten Kornweihen (Circus cyaneus) hat sich auf der nächstbesten Autobahn einen Offroader gekrallt. Ob der frevelhafte Prinz drinsitzt, ist unerheblich, denn mit der Comic-artigen Aktion ist vor allem der Ton gesetzt: begeisternd, unkompliziert, gesellschaftlich relevant – so etwas wie die dunkle Seite von Danny Boyles Londoner Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele 2012. Mit Dellers sozialer Skulptur (im nächsten Saal kommt der russische Oligarch Roman Abramowitsch an die Kasse) wird eine Biennale aufgewertet, die an ihren Eröffnungstagen nicht nur trist in kalten Regengüssen ersäuft, sondern auch seltsam kraftlos daherkommt. Mit einer gut gemeinten, aber blassen Hauptausstellung und vielen Pavillons, die sich als politisch korrekte Musterschüler zu etablieren versuchen. Die Deutschen und die Franzosen tauschen etwa ihre Pavillons, wie um Merkel-Hollande-Differenzen auf künstlerischer Ebene wieder wettzumachen. Dabei werden die beiden Länderauftritte sowieso von Fremden bestritten. Die Franzosen haben mit dem Videokünstler Anri Sala einen gebürtigen Albaner verpflichtet; die Deutschen durften mit Ai Weiwei den Superstar der Kunstszene als ihren Mann ins Rennen schicken. Gegenüber diesem politischen Pathos ist man froh um die Eleganz im Schweizer Pavillon. Die Installation des Walliser Künstlers Valentin Carron, 36, besticht durch ihre perfekte Zurückhaltung. Die Werke fügen sich scheinbar widerstandslos in die wohlproportionierten Säle des von Bruno Giacometti 1952 erbauten Pavillons. Eine metallene Schlange windet sich durch die Säle hindurch, schleicht durch die Tür nach draussen, auf einen kleinen Patio, wo, wie vergessen, ein altes Töffli der Marke Ciao steht. Bronzene Trompeten, wie ferne Echos einer Blasmusik, verschmelzen fast mit dem dunklen Gemäuer. Die Installation entfaltet dennoch einen subversiven Charme, der wie ein Hauch von Parfüm einen in die lauteren Ausstellungshäuser begleitet. Etwa in das benachbarte russische, wo der Moskauer Konzeptualist Vadim Zakharov unter der Leitung des deutschen Kurators Udo Kittelmann in einer plakativen Aktion einen Goldmünzenregen runterrieseln lässt. Das soll wohl Konsumkritik sein, bleibt aber eine hohle Geste. Nicht so Ai Weiweis Skulptur im vertauschten deutschen Pavillon – die ist stark. Antike Hocker aus dem Handwerksland China fliegen durch die Luft, türmen sich, schön wie ein Spinnennetz – und ebenso trügerisch. Das Werk soll an die im Wirtschaftswunderland China verloren gehende Tradition erinnern. Noch stärker ist allerdings ein anderes Werk Ai Weiweis in Venedig. Das hat er nicht den Deutschen ausgeliehen, sondern in einer Kirche in der Stadt inszenieren lassen. (Er selber ist immer noch mit einem Ausreiseverbot belegt, nur seine alte Mutter konnte zur Eröffnung nach Italien kommen.) In den sakralen Räumen der Kirche Sant’Antonin stehen nun Boxen, in welchen Szenen aus Ai Weiweis Gefangenschaft dargestellt werden: wie er schläft, duscht oder verhört wird, immer unter wachsamem Auge der uniformierten Schergen. Ai Weiwei, dessen neuste Fotos einen nachdenklichen Mann mit ergrautem Bart zeigen, ist damit in Venedig unübersehbar, auf der Höhe seines Könnens. Doch noch ein Bartträger schwebt inspirierend über der Lagunenstadt und will aus den Köpfen nicht weichen: der 2005 verstorbene Schweizer Ausstellungsmacher Harald Szeemann. Nicht nur zeigt die Fondazione Prada in der Stadt eine 1:1-Rekonstruktion von Szeemanns berühmter 1969er-Schau «When Attitudes Become Form» aus der Kunsthalle Bern. Auch Massimiliano Gionis Hauptausstellung «Il Palazzo Enciclopedico» steht tief in seiner Schuld: Viele der Outsider, welche Gioni nun der Kunstwelt als Rettung aus der Umarmung des Markts präsentiert, wären ohne Szeemann verloren gegangen. Gionis Ausstellung führt Szeemanns Gedanken allerdings weiter. Sie postuliert, dass es in der Kunst kein Aussen und kein Innen gibt und dass neben den Pendlerinnen wie Emma Kunz und den Spiritisten wie Aleister Crowley auch Philosophen wie Roger Callois oder Psychologen wie C. G. Jung ihren Platz im Kunstpantheon beanspruchen sollen. Anders als seinem Schweizer Mentor gelingt es Gioni nicht ganz, die explosive Kraft, welche er sucht, in spannende Ausstellungsräume umzumünzen. Zwar gibt es sowohl im zentralen Pavillon der Giardini wie auch im Arsenale, den beiden Austragungsorten der Ausstellung, interessante Durchblicke und starke Momente (etwa die Installation des vietnamesischen Künstlers Danh Vo), doch am Ende bleibt der Eindruck von zu viel des Gleichen. Und zu wenig von ganz Neuem. Immerhin ist es Gioni gelungen, den an die Biennale gestellten Erwartungen ein Schnippchen zu schlagen. Es wird schwierig sein, die Schau dieses Jahr als ein Preis-Justierungsinstrument für die nachfolgende Kunstmesse Art Basel zu gebrauchen. Die Werke von Künstlern, welche Gioni ins Scheinwerferlicht stellt, sind nämlich oft gar nicht auf dem Markt, sie gehören bereits öffentlichen Archiven und Museen. Gemeinsam mit den politisch inspirierten Pavillons der Länder sendet Venedig 2013 damit ein starkes Signal: Die stets noch wachsenden Kunstpreise sollen nicht der einzige Gradmesser ihrer Werte sein. © SonntagsZeitung; 02.06.2013; Seite 37 Weltschau der Kunst an der Lagune Die Kunstbiennale in Venedig (1. 6.– 24. 11.) ist die führende Schau der Gegenwartskunst. Sie findet alle zwei Jahre statt. Die dieses Jahr von Massimiliano Gioni kuratierte Ausstellung «Il Palazzo Enciclopedico» gesellt sich zu den nationalen Länderpavillons, in welchen 88 Nationen vertreten sind . Die Schweiz vertritt der Walliser Valentin Carron. Zu den Begleitveranstaltungen gehört auch der «Salon Suisse» im Palazzo Trevisan degli Ulivi. Darin werden Themenabende wie «Geschichte und Gegenwart» durchgeführt (www.biennials.ch). 10 Länder sind erstmals dabei, darunter auch der Vatikan. About Ewa HessSwiss journalist, Editor Arts @Sonntagszeitung, ZürichView all posts by Ewa Hess » @askewa @PSPresseschau Wunderbares textlein 🍀 thx 4 sharing 08:10:37 PM Mai 30, 2023 von &s in Antwort auf PSPresseschau@GESDA Hackathon 4 the future – Open Quantum Institute in the making. Impressive! https://t.co/hWBdlsEFkd 09:35:19 AM Mai 07, 2023 von &s in Antwort auf GesdaIt’s my #Twitterversary! I have been on Twitter for 13 years, since 26 Nov 2009 (via @twi_age). 01:00:51 AM Dezember

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Massimiliano Gionis Heimspiel

Massimiliano Gionis Heimspiel Ewa Hess | 5. Juni 2013 – 09:41 «Ich wollte mich selber überraschen» verriet mir der Direktor der diesjährigen Biennale, als ich ihn an den Eröffnungstagen sprach. Der netteste Kurator der internationalen Kunstszene zeigte zum ersten Mal seit ich ihn kenne leichte Stressanzeichen – verständlich bei dem Eröffnungs-Händeschüttel-Ansprachen-Interviewmarathon, den ein Biennale-Chef in diesen Tagen absolvieren muss. (Allerdings blieb Bice Curiger in diesen Tagen vor zwei Jahren gewohnt ruhig!). Seine Antworten waren aber genau so präzis und raffiniert wie man sich das von ihm gewohnt ist. Der Italiener Massimiliano Gioni, 39, ist der Glückspilz der internationalen Kunstszene. Was er anfasst, wird gut: grosse Ausstellungen wie diejenige von Urs Fischer im New Museum New York, temporäre Kunstinstallationen für die Fondation Trussardi in Mailand. Beim Treffen in seiner Ausstellung «Il Palazzo Enciclopedico» in den Giardini wirkt der Biennale-Chef gestresst, verdrückt während des Gesprächs ein Sandwich. Doch bald kehrt die gewohnt gute Laune zurück, und Gioni gibt Einblicke in die Hintergründe seines Heimspiels in Venedig. Sie sind der jüngste Biennale-Chef. Betrachtet man aber die Geburtsjahre der Künstler, ist Ihre Ausstellung die älteste. Ein Widerspruch? Nein, das ist nur logisch. Ich gehöre einer Generation an, die mit Computern und Internet mitten in einem gigantischen Archiv aufgewachsen ist. Für uns ist die Vergangenheit nie vorbei und vergessen. Wir haben die Freiheit, unsere Geschichte neu zu schreiben. Für Ihre neue Sicht haben Sie die Schweizer Heilerin Emma Kunz und den Spiritisten Aleister Crowley ausgegraben. Suchen Sie die Esoterik? Nein, die Ausstellung ist keine Abhandlung über den Spiritismus! Mich beeindruckt nicht, dass jemand malt, weil es ihm die Geister befohlen haben. Ich finde aber die Werke, die unter visionären Voraussetzungen entstanden sind, oft wunderschön. Sie entfalten eine ungeheure Intensität. Spielen für Ihre Biennale diese Outsider eine ähnliche Rolle wie die damals noch nicht bekannten Chinesen für Harald Szeemanns Biennale von 1999? Outsider in der Kunst sind nicht meine Erfindung, gerade wenn wir von Szeemann reden. Sie waren immer ein Thema, doch ihre Bedeutung steigt weiter. Das wollte ich deutlich machen. Auch der Titel der Schau ist von einem Fantasten geborgt: von Marino Auriti, der einen 136-stöckigen Palast bauen wollte, in dem das ganze Wissen der Welt gezeigt werden würde. Auritis Modell – das im Mittelpunkt der Biennale steht – repräsentiert den Traum von einem universellen Wissen. Auriti liess sein Modell 1955 sogar patentieren. Doch natürlich wurde der Palast nie gebaut, denn wie jeder Anspruch auf Totalität war sein Projekt zum Scheitern verurteilt. Sein Traum aber hat überlebt. Der Idee der Biennale liegt auch ein Traum zugrunde – dass man die ganze Kunst der Welt an einem Ort zusammenbringen kann. Meine Biennale ist eher wie ein Museum auf Zeit angelegt. Mich interessiert, wie Bilder entstehen und wie die Menschen mithilfe von ihnen die Welt erklären. Hat sich in diesem Prozess viel verändert? Ja und nein. Das Medium der Kunst – das sind in einem zunehmenden Mass unsere Körper und unsere Gehirne geworden. Darum mache ich keinen Unterschied zwischen einem Outsider, der sich als Medium im strikten Sinn des Wortes sieht, und etwa der jungen französisch-marokkanischen Künstlerin Bouchra Khalili. Sie zeigt, dass auch die Jungen besessen sind. Wovon? Von der unerschöpflichen medialen Bilderflut. Die ist nicht weniger gebieterisch als Geisterstimmen. Sehr viele junge Künstler … … ja, das muss man doch auch sagen, dass es ebenso viele junge Künstler in der Ausstellung gibt wie Tote oder Alte … … haben speziell für die Biennale entworfene Werke beigesteuert, die sich mit den Themen, die Sie vorgegeben haben, befassen. Zufall? Nein, nicht ganz. Ich war es müde, die Rolle des Kurators darin zu sehen, eine gut bestückte Adressliste sein eigen zu nennen. Sie verstehen, diese Attitüde: Ich fliege jetzt für 24 Stunden nach Nigeria und besuche Künstler, die man mir empfohlen hat. Ich wollte gemeinsam etwas entwickeln. Und die Künstler spielten mit? Ich erinnere mich, dass ich ganz vorsichtig in den E-Mails schrieb: «das klingt vielleicht interventionistisch, aber hast du schon mal über das oder jenes nachgedacht …» Und die Künstler haben es mir nicht übel genommen, sondern tolle Werke beigesteuert. Ihren Freund Maurizio Cattelan sucht man aber vergebens … Sie werden keinen einzigen Künstler finden, der an der letzten Biennale dabei war. Ich wollte mich selber auch überraschen. Welche Rolle hat es gespielt, dass für einmal ein Italiener die Biennale kuratiert? Die Erwartungen sind vielleicht schon grösser, auch meine eigenen. Zudem ärgere ich mich auf Italienisch etwas deutlicher als auf Englisch (lacht). Aber wie Proust mal sagte, der grösste Roman scheint immer in einer fremden Sprache geschrieben zu sein. Und in Venedig spricht man meine Muttersprache. Veröffentlicht in der SonntagsZeitung am 2. Juni 2013 About Ewa HessSwiss journalist, Editor Arts @Sonntagszeitung, ZürichView all posts by Ewa Hess » @askewa @PSPresseschau Wunderbares textlein 🍀 thx 4 sharing 08:10:37 PM Mai 30, 2023 von &s in Antwort auf PSPresseschau@GESDA Hackathon 4 the future – Open Quantum Institute in the making. Impressive! https://t.co/hWBdlsEFkd 09:35:19 AM Mai 07, 2023 von &s in Antwort auf GesdaIt’s my #Twitterversary! I have been on Twitter for 13 years, since 26 Nov 2009 (via @twi_age). 01:00:51 AM Dezember 13, 2022 von &s @askewa folgen Neueste Beiträge Baselitz‘ WeltI likePrivate Sales, ein SchattenspielAdieu John BergerTalk mit Jacqueline Burckhardt Blogroll FAQNews-BlogPop MattersRevue 21Support ForumWordPress-Planet Themen Ai Weiwei Amerika Andy Warhol Aphrodite Ascona Baron Heinrich Thyssen Basel Biennale Venedig Bird’s Nest Caravaggio China Fischli/Weiss Fondation Beyeler Frank Gehry Georg Baselitz Gerhard Richter Ghirlandaio Gstaad Gurlitt Gustav Klimt Harald Szeemann Keanu Reeves Kunst Kunstmuseum Basel Louise Bourgeois Maja Hoffmann Maria Lassnig Marlene Dumas Melinda Nadj Abonji Monte Verità Nachtkritik Oprah Winfrey Pipilotti Rist Schweizer Architektur Schweizer Film Schweizer Kunst Schweizer Literatur Shakespeare Simon de Pury Thomas Hirschhorn Ugo Rondinone Urs Fischer Valentin Carron Warhol Weltwoche Next Post Schreibe einen Kommentar Cancel Reply Logged in as Ewa Hess. 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Martigny mon amour

Martigny mon amour Ewa Hess | 16. Mai 2013 – 11:54 Die scharfe Frühlingssonne steht Martigny nicht. Unbarmherzig bringt sie die Ungereimtheiten des Ortes zum Vorschein. In den verdunkelten Scheiben von stillos modernen Bürohäusern spiegeln sich malerische Schneegipfel. Das Bahnhofsgebäude aus einem vergangenen Jahrhundert steht verloren zwischen chaotisch angeordneten Parkplatzparzellen. Putzige Ästhetik eines intakten Schweizer Städtchens trifft auf die Zersiedelungsspuren eines aggressiven Baubooms. Valentin Carron entsteigt seinem bequemen Familienauto mit der entspannten Lässigkeit eines Bewohners des amerikanischen Mittleren Westens. So, dass man sofort spürt, wie sehr dieses Auto sein Zuhause ist. Und diese Gegend sein Jagdrevier. Dabei könnte man meinen, der 36-jährige Künstler sei längst seiner Heimatgemeinde entwachsen. Sein Name wird in Paris, New York und London in Grossbuchstaben geschrieben. Er ist der aufstrebende Star der Schweizer Kunst. Geheimnisvoll, eigenwillig, unübersehbar. Vor zwei Jahren verblüffte er die Kunstwelt mit der im Pariser Palais de Tokyo ausgestellten Kunstharz-Replik einer Walliser Weinlaube. In zwei Wochen wird er die Schweiz an der Biennale der Kunst in Venedig vertreten. Doch stur wie ein echter Bergler bleibt Valentin Carron in Martigny wohnhaft. Nur von hier aus, das spürt man, sind diese rätselhaften Skulpturen zu verstehen. Sie nehmen Elemente der Landschaft und ihrer Bebauung auf. Oft sehen sie wie Bergkreuze oder wie Rauverputz-Wände aus. Sie gleichen manchmal den Pergolas, manchmal den Strassenlampen. Doch das ist noch lange nicht das Geheimnis ihrer Wirkung. Ihre Präsenz ist es. Dass sie mit einer archaischen Kraft aufgeladen sind, dem schwarzen Monolith aus Stanley Kubricks berühmten Film «2001: A Space Odyssey» vergleichbar. «Hier, wo ich aufgewachsen bin», setzt Carron zu einer Erklärung an, «komme ich mir vor wie ein Fremder.» So wie er es sagt, muss es etwas Gutes sein. Im Kopf sei er in Zürich, vielleicht in Genf oder Paris zu Hause. Martigny aber sei sein Beobachtungsposten. Denn nur hier gebe es diese Mischung von heimelig und unbehaust, die ein Symptom unserer Zeit sei. Martigny, das sei die westliche Welt in Miniatur. «Nur hier bin ich real», sagt Carron. Ob das ein glücklicher Zustand ist, traut man sich nicht zu fragen. Während wir unseren Allerwelts-Cappuccino im Strassencafé schlürfen, geht schnellen Schrittes Pascal Couchepin mit einem schwarzen Rucksack an uns vorbei. Auch er ein unbeirrbarer Bewohner von Martigny – und sein ehemaliger Bürgermeister. Carron schaut dem Ex-Bundesrat mit einem kleinen Lächeln nach. Es ist ein menschenfreundliches, wenn auch verschmitztes Lächeln. Eine Mischung aus Melancholie und Spott. Noch vor wenigen Jahren wäre es Couchepin gewesen, der den Schweizer Pavillon an der Biennale eröffnet hätte. Wäre das schön, so ein Martigny-Gipfeltreffen in Venedig? Diesmal gilt das spöttische Lächeln der Frage. Diejenigen, die vermutet haben, dass Carron in Venedig etwas besonders Auffälliges inszenieren würde, etwa ein Riesenkreuz, wie 2009 vor dem Eingang zur Art Basel, bleiben auf ihren Erwartungen sitzen. In Valentin Carrons Schweizer Pavillon wird zwar eine 80 Meter lange Schlange die Besucher begrüssen, doch ihr schmaler schmiedeeiserner Körper wird nur dezent den Raum zur Geltung bringen. In Bronze gegossene Musikinstrumente, verbeult, als ob sie schon Generationen von Familienmusikanten gedient hätten, werden die strenge Form des Pavillons brechen. Als Bildelemente installiert der Künstler Remakes von Glasfenstern aus den 50er-Jahren. Er habe viel zu viel Respekt vor der Kunst, sagt Carron, um allzu plakativ auf das Ereignis einer Wettbewerbssituation einzugehen. Stünde dieser Pavillon nicht in den Giardini von Venedig, wohin die ganze Welt guckt, sondern in einem Kunstzentrum in, sagen wir, Portugal, würde er seinen Auftritt auch nicht anders gestalten. Er wolle nur eines: dem schönen, von Albertos Bruder Bruno Giacometti erbauten Pavillon gerecht werden. Seine Form respektieren – und ihr gleichzeitig durch die beharrlich irritierende Form der Werke lautlos widersprechen. Respekt und Widerstand – es ist der gleiche Widerspruch, der bei einem Spaziergang auf dem Friedhof, einem seiner Lieblingsorte, im Blick des Künstlers aufscheint. Wir bleiben bei einem Grab stehen. «Marc Morand – Anwalt und Notar», verkündet die Inschrift, «Bürgermeister von Martigny 1921–1960. Oberst im Generalstab». «Das ist Martigny!», sagt Carron. «Diese Macht, dieser Einfluss, kann man sich das vorstellen?» Hier, auf dem Kirchenacker, inmitten all der Morands, Couchepins, Constantins und auch Gianaddas, merkt man, wie stark die Walliser Vergangenheit in die Gegenwart hineinreicht – die heutigen Patrons tragen die gleichen Namen. Einer von ihnen, der Immobiliengigant Léonard Gianadda, ist im Wallis auch der Chef eines Kunstimperiums. Wenn Martigny eine Miniatur der westlichen Welt ist, dann ist die Fondation Gianadda eine Miniatur von Martigny. Auch hier trifft man auf eine Mixtur nicht zueinanderpassender Elmente: wunderschöne Aussicht, undefinierbares Gebäude und ein Museum, in dem Oldtimer-Autos, gallo-römische Ausgrabungsrelikte und Weltklassekunst leicht windschief nebeneinander existieren. Die Begegnung zwischen Gianadda und Carron muss ein besonderes Spektakel geboten haben – hier der flamboyante Unternehmer und wenig Widerspruch duldende volkstümliche Philanthrop Gianadda, dort der spröde, aber auch ruhig selbstbewusste Kunststar einer intellektuellen Elite. Sie fand jedenfalls statt, diese Begegnung, und resultierte in einem 700 Kilogramm schweren Geschenk – an Martigny. Es ist eine Skulptur in Form einer Aluminiumsäule, viereinhalb Meter hoch, die sich spiralförmig mitten auf der Strasse erhebt und einen Verkehrskreisel in eine archaische Andachtsstätte verwandelt. Wie ein Relikt einer ausgestorbenen Zivilisation wirkt diese Säule, aus der Zeit gefallen, fremd. Die anderen vierzehn Kreisel, die Léonard Gianadda seiner Heimat geschenkt hat, sind wie die meisten Kreisel auf der Welt mit Skulpturen lokaler Grössen ausgestattet, ergänzt durch einen Minotaur Hans Ernis und eine Assemblage Bernhard Luginbühls. «Es war ein Angebot, das man nicht ausschlägt», erklärt Valentin Carron seine Zusage, sich in die Riege der Kreiselkünstler einzureihen, und wir lachen über die Formulierung, die in einen anderen Kontext gehört. Aber er will damit nicht auf Mafiafilme anspielen. Er meint es ernst. Die Anfrage auszuschlagen, wäre ihm feige vorgekommen. Er wollte das gerne machen, für Martigny. Jetzt steht das Werk mitten auf jener Strasse, die nach Fully führt. Dort wurde er geboren. In Fully hatte die Familie des Künstlers ein Cheminée-Geschäft. Hier hat Carron als Kind schon miterlebt, wie am Fusse der majestätischen Walliser Berge Gemütlichkeit als vorfabrizierte Form verkauft wurde. Hier schulte sich sein Auge für die falsche Authentizität und für authentische Künstlichkeit. Jetzt wird er diese Sensibilität für

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Die Zürcher Prozesse

Die Zürcher Prozesse Ewa Hess | 16. Mai 2013 – 08:20 Neugierig auf den Prozess, der in Zürich der Zeitschrift «Weltwoche» gemacht wurde, verbarchte ich einige lehrreiche Stunden in dem zu einem Gerichtssaal umfunktionierten Theater am Neumarkt in Zürich. Hier, was ich darüber für Nachtkritik.de schrieb: von Ewa Hess Zürich, 3. Mai 2013. Mit dem Verdacht der barbarischen Unvernunft geht es los. Dieser gehorche die Schweizer Zeitschrift Weltwoche, wenn sie Woche für Woche Minderheiten diffamiere, nach dem Freund/Feind-Prinzip argumentiere und politisch Unliebsame in Diskredit bringe, sagt der Soziologieprofessor Kurt Imhof. Wie ein moderner Robespierre wendet sich Imhof an sein Publikum in dem zum Gerichtssaal umfunktionierten Theater am Neumarkt in der Zürcher Altstadt. „Inmitten unserer rätischen Republik“ – schleudert er mit rollenden Rs vom Zeugenstand in den Saal hinein – „dulden wir eine Publikation, deren Herrschaftsverständnis weit hinter die Aufklärung zurückfällt!“ Es ist ein Schauprozess nach allen Regeln der Kunst, den der Regisseur Milo Rau an drei friedlichen Maitagen in Zürich der „Weltwoche“ angedeihen lassen wird. Verhandelt werden soll, ob sich die Zeitschrift im Sinne des Strafgesetzbuchs in drei Anklagepunkten strafbar gemacht hat: Schreckung der Bevölkerung, Rassendiskriminierung, Verunglimpfung der Justiz. Als Richterin waltet die Verlegerin und Journalistin Anne Rüffer. Für die Rollen der Anwälte wurden die besten Schweizer Anwälte ihres jeweiligen Fachs verpflichtet: der auf Migrationsrecht spezialisierte Marc Spescha als Ankläger. Der schillernde Milieu-Anwalt Valentin Landmann als Verteidiger. Am ersten Verhandlungstag stellen die beiden ihre Plädoyers vor. Am Samstag und Sonntag werden die Kreuzverhöre, Abschlussplädoyers und die Urteilsverkündung folgen. Die Anordnung auf der Bühne strahlt eine Ernsthaftigkeit aus, die nur von den launigen Live-Ticker Bemerkungen der quirligen Gerichtsschreiberin, der Filmemacherin und ehemaligen Weltwoche-Kolumnistin Güzin Kar, konterkariert wird. „Was für ein leidenschaftlicher Redner. Alle sind sofort wieder hellwach“, wird sie am Schluss dieser Eröffnungssitzung auf die Monitore schicken, um die flammende Ansprache Michel Friedmans zu feiern. Er sei da, ruft Friedman in die Runde, um für die Streitkultur zu kämpfen, die „Weltwoche“ durch Demagogie zu ersetzen versuche. Nach den politisch hochbrisanten Moskauer Prozessen, welche der Schweizer Polittheater-Erneuerer Milo Rau im März in Moskau veranstaltet hat, war man sich nicht ganz sicher, ob die Vergehen der „Weltwoche“ sich als schwerwiegend genug erweisen würden, um ein theatralisches Kesseltreiben der „Zürcher Prozesse“ zu rechtfertigen. Diese Furcht zumindest lässt sich bereits nach dem Eröffnungsabend zur Seite schieben. Es geht hier zwar nicht um Leben und Tod, nicht wie in Moskau um den Schutz elementarster Menschenrechte, doch zielt die durch den Prozess entfesselte Zürcher Debatte mitten ins Zentrum dessen, was eine westliche Demokratie ausmacht. Die Akteure nehmen ihre Sache ernst und man spürt, wie die Debattierlust dieser Männer durch die Spielanlage angestachelt wird (Frauen sitzen zwar unter den Geschworenen und am Richtertisch, große Reden durften sie bisher aber nicht schwingen). Die Rechtfertigungs-Rhetorik des Anklägers Spescha verrät zudem den tiefen Strudel, in welchen dieser Diskurs seine Teilnehmer reinzieht. Schnell könnten aus den Anklägern Angeklagte werden – wenn man sie eines Versuchs der Pressefreiheit-Beschneidung überführen würde. Es ist nicht ohne Grund, dass das Lager der „Weltwoche“ unablässig die „Freiheit“ im Munde führt, während ihre Kritiker eher die „gesellschaftliche Verantwortung“ beschwören. Darum geht es, darum wird es hier auch morgen und übermorgen gehen – um die Frage, wo die Meinungsfreiheit aufhört und wo eine gesellschaftlich nicht mehr tragbare Scharfmacherei beginnt. Eine Anklagebank fehlt auf der Bühne. Der „Weltwoche“-Herausgeber und Chefredakteur Roger Köppel bleibt dem Prozess fern. Diesen Mangel gleicht eine vorwitzige Kamera aus, indem sie in strategischen Momenten auf die beiden im Publikum sitzenden „Weltwoche“-Redakteure Alex Baur und Rico Bandle schwenkt, so dass ihre Gesichter auf den über den Köpfen hängenden Monitoren für alle sichtbar werden. Doch die Figuren in diesem Gerichtsspiel sind klüger ausgewählt, als dass eine eindeutige Zuordnung der Sympathien möglich wäre. Güzin Kar etwa, die in der Türkei geborene Schreiberin, hat selbst jahrelang mit ihren Kolumnen über eine männerfressende türkische Emanze einen festen Platz in der „Weltwoche“ gehabt. Und der allererste Redner des Abends, der ehemalige „Weltwoche“-Chefredakteur Jürg Ramspeckerinnert daran, dass wechselnde politische Ausrichtung der Redaktion und unklare Besitzverhältnisse seit der Gründung der Zeitschrift vor 80 Jahren zu ihrem Schicksal gehörten. Ramspeck gesteht, bestimmt stellvertretend für so manchen Schweizer, dass er an den Artikeln und Provokationen der Zeitschrift manchmal seine Freude habe, auch wenn ihm der politische Kurs ganz und gar nicht behage. Unter den Geschworenen sitzt eine Studentin mit Kopftuch ebenso wie eine Rentnerin mit Migrationshintergrund und ein Kleingewerbler mit Sympathien für die Populisten. Es sind sie, die als Vertreter der Gesellschaft ausgewählten Gerechten, die am Schluss über Schuld oder Unschuld der „Weltwoche“ zu entscheiden haben. Zu ihnen sprechen auch an diesem Abend die Anwälte. Zunächst mild und vernünftig Spescha: „Darf eine Zeitschrift, die sich auf Fakten beruft, rechtlich sanktionslos alles verbreiten, was ihr gut dünkt, auch gezielte Unwahrheiten?“ Danach maliziös und unterhaltsam Landmann: „Wir begeben uns freiwillig der Freiheiten im naiven Vertrauen, dass es immer nur die Bösen trifft“. Wie sehr es in den folgenden Kreuzverhören argumentatorisch drunter und drüber gehen könnte, merkt man im intelligenten Schlussvortrag des in Deutschland lebenden ägyptischen Islamkritikers Hamed Abdel-Samad. Er – der sich für die „Weltwoche“ stark macht – vergleicht sie mit dem Koran, der als Inspirationsquelle für Terroristen herangezogen werde, und doch nichts dafür könne. Ein Vergleich, das merkt Abdel-Samad selber, der weder die „Weltwoche“ noch den Muslimen Freude machen wird, den der Redner aber wagt, im vollen Bewusstsein, dass „die Freiheit nicht dort enden kann, wo Gefühle anderer beginnen“. Exakt das macht die „Zürcher Prozesse“ so spannend: dass der Regisseur und seine Crew es verstanden haben, die Front nicht als eine gerade Linie auf der Bühne abzustecken. Sondern sie umsichtig und listig, der heutigen Wirklichkeit entsprechend, als ein verschlunges Ornament im ganzen Saal ausgelegt haben.   Hier der Link zur Originalveröffentlichung auf Nachtkritik.de: Die Zürcher Prozesse – Die erste Sitzung von Milo Raus Verhandlung gegen die Zeitschrift Weltwoche. About Ewa HessSwiss journalist, Editor Arts @Sonntagszeitung, ZürichView all posts by Ewa Hess » @askewa @PSPresseschau Wunderbares textlein 🍀 thx 4 sharing 08:10:37 PM Mai 30, 2023 von &s in Antwort auf PSPresseschau@GESDA Hackathon 4 the future –

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